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Diagramm für Aktuelle Auwahl statistik

1. Erdkunde von Deutschland und seinen Nachbarländern - S. 133

1852 - Jena : Döbereiner und Schreiber
133 Ostabhange der St. G otthard s masse und rauscht klar und schäumend aus einem kleinen Gebirgssee herab. Durch mehrere Alpenbäche verstärkt, tost er das Tavetscher Thal hinab und empfängt rechts her als einen starken und reißenden Zufluß den Rhein von Medels, auch Mittelrhein genannt. Von da fließt oder braust vielmehr der Rhein durch ein schönes, vou steilen Bergen umschlossenes Längenthal (das Bündtner Oberland) bis zur Mündung des noch ftärkern Hinter* rhein bei Reichenau, von wo an er kleine Nachen tragen kann. Zn dieser Strecke von etwa 8 Meilen ist der Rhein unter Wasserfällen aller Art wie ein munterer Knabe rasch und frisch weit über 5000' herabgesprungen. Hinter Rei- chenau nahe bei Chur wendet sich der Fluß nördlich, tritt durch den Paß bei Maienfeld als Jüngling in die Ebene und fließt 10 Meilen in dieser Richtung bis zum herrlichen Bodensee. Unterwegs nimmt er rechts noch die wüthende Lanquart und die Arlberger Zll, links her die heftige Ta- mina auf. Der Bodensee oder See von Kostnitz, welcher von Dampfschiffen befahren wird, ist bei mittlerem Wasserstande über sieben Meilen lang und an manchen Stellen beinahe zwei Meilen breit. Seine tiefsten Stellen betragen an 1000 Fuß. Er hat ein klares, grünliches Wasser, meist reizende Gestade, böse Stürme aber machen die Schifffahrt oft gefährlich. Seine nordwestliche Zunge heißt der Ueberlinger See, und in ihm liegt das reizende Inselchen Mein au. Bei Kostnitz strömt der Rhein in ein kleineres, nicht tiefes, aber klares und fischreiches Wasserbecken, in den Unter- oder Zeller-See, der die Insel Reichenau umgiebt. Bei Stein verengt sich der See wieder zum Flusse, eilt pfeil- schnell westwärts nach Schaffhausen und stürzt sich da bei dem Bergfchlosse Laufen von einer 50—60' hohen Felsenwand herab und bildet den 340 Fuß breiten sehenswerthen Wasser- fall. Von da schlägt der Strom südliche Richtung ein und nimmt die Thur mit der Sitter auf; alsdann dreht er sich wieder westlich bis nach Basel und empfängt auf diesem Wege rechts die Wutach, links aber die rasche Aar mit ihren Nebenflüssen Reuß und Limmat, welche den Rhein fast um das Doppelte vergrößern, und vor Basel empfängt er noch die aus dem Jura kommende Dirs. Auf der Strecke von Schaff- haufen bis Basel bildet der Strom noch mehrere kleine Fälle, Strudel und Stromschnellen, und durchbricht ein schmales gewundenes Thal zwischen den letzten Zweigen der Schweizer- Alpen und des Zura links und den Höhen des Schwarzwal- des und deutschen Juras rechts. Weil hier der Rhein das Bergland der Alpen und des Zura verläßt, so endigt hier

2. Erdkunde von Deutschland und seinen Nachbarländern - S. 141

1852 - Jena : Döbereiner und Schreiber
141 Berghöhe Kniebis benannte Paß. Der Schwarzwald ist stark bewohnt. Die Schwarzwälder sind bei ihrer Armuth genüg- same und zufriedene Menschen. Sie fällen Holz und^ flößen es zum Rheine hinab, von wo es weiter bis nach Holland herab getrieben wird, sie machen Blech- und Holzwaaren, wie Schachteln, Löffel, Schaufeln, Schindeln, Holzschuhe, besonders aber Uhren, welche als „Schwarzwäldec" gesucht sind; sie flechten Strohhüte, brennen Kohlen, treiben Vieh- zucht, bauen etwas Hafer und Kartoffeln, selten Sommer- roggen. Auch die Hammerwerke und Glashütten, die Pech-, Potasche-, Theer- und Terpentinstedereien beschäftigen viele Menschen. Die Hütten der Bewohner liegen in den an- muthigen und wildschönen Thälern zerstreut umher, sind von Holz, mit Stroh oder Schindeln gedeckt; man sieht weder Nagel noch Stein, alles so dürftig als der Boden. Die Stuben zu ebener Erde sind schwarz getäfelt mit vielen Fenstern, ohne darum viel Licht zu haben wegen den weit hervorspringenden Dächern. Aeußere Gänge führen zu den Schlafgemächern (Gaden). Diese Gallerien sind - nicht sel- ten mit Blumentöpfen besetzt, die den freundlichsten Ein- druck machen. Unter diesen Gängen sind die Holz-Vorräthe. Keine Hütte ist ohne plätschernden Brunnen, zur Sommers- zeit zugleich der Milchbehälter, und nicht selten steht eine kleine Kapelle daneben mit einem Glöckchen, um zum Morgen- oder Abendgebete zu läuten. In der Schwarzwälder Leben führt besonders Auerbach durch seine „Dorfgeschichten" ein. Von dem Schwarzwalde windet sich ein Höhenzug um den Bodensee herum bis zu den Alpen. Zunächst geht er bis zum hohen Reifen, wo die Iller, dann bis zur Ro- thenwand, wo südlich davon der Lech, zum Arlberg, wo die Iii, dann südlicher zum Septimer, in dessen Nähe der Inn entspringt, von da zum Splügen und endlich zum St. Gotthard. Der letztere liegt inmitten der ungeheuern Hauptkette der Alpen, welche sich von dem Septimer bis zu den Diablerets auf der Nordseite der Rhone, oder bis zum Montblanc auf der Südseite derselben erstreckt. Die Alpen sind der Gebirgskern von Europa. Sie bilden ein gewaltiges Kettengebirge und überlagern die ganze Südgrenze Deutschlands. Wenn es auch nicht das höchste und ausgedehnteste ist, so doch ohne Zweifel das vollkommenste und deshalb am wenigsten hemmende Gebirge auf Erden. Es ist vielfach durchbrochen, mannigfach durchschnitten und daher leicht zugänglich. Es liegt ziemlich unter gleicher Breite mit dem Kaukasus und fast genau in der Mitte zwischen Nordpol und Aequator. Die Älpen beginnen an der Ostseite der Rhonemündung, berühren mit ihrem südwestlichen Fuße,

3. Erdkunde von Deutschland und seinen Nachbarländern - S. 142

1852 - Jena : Döbereiner und Schreiber
142 wo das Küstenflüßchen Var einmündet, das Mittelmeer (ligurische Meer) und stehen mit den Apenninen in Ver- bindung. Ein nordöstlicher Alpenarm erstreckt sich bis zum Donau tieflande Ungarns und ein dritter, ein südöstlicher rückt bis an das adriatische Meer, bis zum Busen von Fiume. Beachtet man den nordöstlichen Arm nicht, so ha- den die Alpen die Gestalt eines etwas schiefgelegten Halbmon- des, wovon die geschlossene Seite sich nach Deutschland und Frankreich wendet, die offene aber den Anfang der lang ge- streckten Halbinsel Italien, die lombardische Ebene, umklam- mert. Faßt man dagegen den südwestlichen und den nord- östlichen Zug in's Auge, so bilden die Alpen einen stumpfen Winkel, dessen Schenkel bei dem Genfersee, wo die Gebirgs- mauer am höchsten emporsteigt, zusammenstoßen. Die Aus- dehnung ist beträchtlich, denn der ganze Alpenzug ist an 150 Meilen lang und an 30, hier und da wohl an 40 Meilen breit, und sein Gebiet umfaßt gegen 4500 Meilen. Die Alpen werden im W. vom Rhonethale, im S. vom lombar- dischen Tieflande, in N. und O. durch die von der Donau durchflossenen Ebenen begrenzt. Sie stoßen im S. -W. mit den Apenninen, im O. mit dem Dalmatischen Berglande zusammen. Die Höhe der Alpen nimmt im Allgemeinen nach O. zu ab, zunimmt dagegen die Gespaltenheit und die Breite. Der höchste Theil der Alpen liegt zwischen dem Genfer See und Tyrol und bildet eine himmelhohe, schnee- gekrönte Gebirgsmauer zwischen Deutschland und Italien. Im S. und O. begrenzen ausgedehnte Tiefebenen das Al- pengebiet, während im W. und N. vorgelagerte Mittelge- birgslandschaften sich finden. Die große Menge von an- gebauten und gangbaren Thälern machen die Alpen zu dem wegsamsten Hochgebirge der Erde. Denn außer den Saum- oder Bergpfaden für Saumthiere und Fußgänger, gibt es überall fahrbare Kunststraßen. Bei den Alpen sind Vor alpen (3—5000'), Mittel- alpen (5—8000') und Hoch alpen (8 bis über 15,000') zu unterscheiden. Die beträchtlichen Felswände und steilen Schluch- ten in den Vorbergen sind nicht bedeutender, als sie Harz- und Riesengebirge darbieten. Die Voralpcn umlagern mit ihren kegelförmigen Kuppen und Kronen den Alpenhalbmond. Die Mittelalpen aber haben schon eine Menge von nackten Hörnern, die sich aus den Bergklüften und Jochen in küh- ner und auffallender Gestalt emporstrecken. Doch das Hoch- gebirge überbietet alles an mächtiger Größe wie an furcht- barer Einsamkeit. Hier findet sich ein wildes Gewirr von Felsketten, von hohen scharfgekanteten Jochen, steilen Wän- den, trümmervollen Sätteln, Liefen Schluchten, furchtbaren

4. Erdkunde von Deutschland und seinen Nachbarländern - S. 147

1852 - Jena : Döbereiner und Schreiber
/ — 147 — schmilzt und bald fällt, und währet am längsten auf den nie- dern Staffeln des Gebirgs. Jede Kuh kennt ihren Namen, hat ihre Glocke und hört auf den Ruf des Sennhirten. Die wenigen auf und absteigenden Töne, welche der Senn auf feiner Schalmei zu blasen oder zu singen pflegt, nennt man den Kuh- reigen. Gar lieblich klingt er im Gebirge, und dem Berg- bewohner, dem Kinde der Alpen, kann er im Auslande Heim- weh erwecken. Am Fuße des Gebirges, wo abströmende Gewässer frucht- bares Erdreich angesetzt haben, es wässern und erfrischen, wo der Baumwuchs üppig gedeiht, siedelte sich der Mensch gern an, baute sich auch höher hinauf in den Alpenthälern und auf den Berghalden seine Hütte, so weit es nur die unwirthbare Nähe von Felsen, Gletschern, Schneegipfeln erlaubte. Im eigent- lichen Hochgebirge ist die Viehzucht und Milchwirthschaft die Hauptbeschäftigung. Außerdem nährt sich mancher Aelpler als Holz-, Horn-, Knochendreher und Bildschnitzer, als Teppich- weber wie der Tyroler und als Spitzenklöppler und mancher durchzieht das Tiefland mit seinen Waaren. Zn manchen Thälern nährt man sich mit Strohflechten, mit Verarbeitung von Flachs, Hanf, Wolle, Baumwolle und Seide, in manchen Gegenden geben Metalle und Salzlager den Bewohnern Be- schäftigung. Außer hölzernen Schnitzwerken, Strohgeflechten, Käserei nährt man sich noch dadurch, daß man Thiere aus- stopft, Steine und Pflanzen in Sammlungen bringt, Alpen- kräuter und Blumen für die Apotheken sucht. Auch die Jagd ist eine Beschäftigung der Alpenbewohner. Da aber Bären und Steinböcke eine Seltenheit sind, so versucht man unter großen Gefahren „den flüchtigen Gemsbock" zu jagen. Das Alpenland zeichnet sich durch seine äußerst zahlreichen und verhältnißmäßig bequemen Pässe aus, welche der Alpen- übersteigung wenig Hindernisse in den Weg legen. Vorzüglich ausgezeichnet sind die Alpenthäler, besonders die breiten und reichen Längenthäler, die nicht selten schmalen Ebenen glei- chen, in welchen sich gleichsam als Läuterungsbecken für die Gebirgsflüsse tiefe Seeen befinden, welche die herabgeschwemm- ten Massen aufnehmen, die Heftigkeit und reißende Schnellig- keit mildern. Außer diesen Hauptthälern gibt es noch eine Fülle von Nebenthälern, die oft sehr abgeschlossen sind und dem eigentlichen Alpenbewohner zur Wohnung dienen. Die Alpenstraßen sind durch Handel belebt, der hier durchgeht (Transithandel), den die Nachbarn von hüben wie von drüben, besonders zwischen Deutschland und Italien treiben. Der Südfuß der Alpen steht fast unmittelbar auf einer Tiefebene und nach italienischer Seite fallen fast alle Pässe steil und rasch herab, während der Alpenhalbmond auf 10 *

5. Erdkunde von Deutschland und seinen Nachbarländern - S. 148

1852 - Jena : Döbereiner und Schreiber
148 französischem und deutschem Boden sich allmählich verflacht, in Borketten sich abstuft und deshalb daselbst die Straßen sanfter aufsteigen. Don den wichtigsten Straßen sind wohl zu merken aus Frankreich nach Piemont die (5600') über den Col di Lcnda, wo der Apennin ansetzt, nach Turin, und die (6350') des Cenis, welche dem Kaiser Napoleon große Verbesserungen verdankt. Diese über Abgründe und durch gesprengte Felsengewölbe künstlich geleitete Straße ist 4^ Meile lang. Sie wird jährlich von etwa 40 — 50,000 Saumrossen begangen und von 16 —17,000 Fuhrwerken be* fahren. Hier soll sich Heinrich Iv. mit Stricken mühsam herabgelassen haben, als er nach Italien kam, um mit dem Papste Gregor Vii. sich auszusöhnen. Auf der Höhe der Straße ist ein Hospitium, worin einige Benediktiner Mönche wohnen. Aus Niederwallis in der Schweiz nach Piemont führt die Straße (7548') über den Großen Bernhard. Sie wird meist nur mit Saumrossen bereist und ist, einzelne Saumwege in die Hochalpen und einzelne Alpenpfade, die noch 2 — 3000' höher gehen, abgerechnet, nebst der Straße über das Wormser oder Slilfser Joch (S. 152), die von Tyrol nach Italien führt, die höchste. Auf der Höhe des Ueberganges vom großen Bernhard, doch in einer Art von Schlucht steht ein von einem Dutzend Berhardiner Mönche bewohntes Kloster, das Hospitium der Menschlichkeit. „Der Hohlweg senkt sich tiefer, Durch Felsenzacken blickt des Klosters dunkler Schiefer, Mit weißem Kreuz geschmückt." Der Beruf dieser Väter besteht darin, Reisende zu pflegen, zu bewirthen, im Schnee und im Sturmwetter Verunglückte aufzusuchen und zu retten. Zur Seite stehen ihnen hierbei ihre treuen und verständigen Hunde, welche ein Brötchen und ein Fläschchen Wein für die Verschmachteten am Halse, zur Zeit der Gefahr ringsherum nach Verunglückten suchen und sie aufspüren. Sie eilen, nicht scheuend Nacht und Graus Und der Stürme wildes Gebraus, Jeder mit seinem getreuen Hunde Im Rettungsbunde, In die Wüste hinaus. Aus Oberwallis führt zur Lombardei die Straße (6174') über den Simplon. Sie ist ein Prachtbau Napoleons. Sie ist von Brieg in Wallis bis Domo d'ossola in Piemont 14 Stunden lang und ist so kunstvoll angelegt, daß kein Hem- men im Herabfahren nöthig ist. Sie ist mit einer Menge von Gängen und in die Felsen gesprengten Gallerien und Zu- fluchtsörtern gegen Lawinen versehen. Auch an dieser Straße liegt ein Hospiz. Nach Italien führen ferner die uralte Han-

6. Erdkunde von Deutschland und seinen Nachbarländern - S. 149

1852 - Jena : Döbereiner und Schreiber
delsstraße aus dem Thale der Reuß über den St. Gotthard (S. 151) in das Thal des Tessin, die schöne neugebaute Straße über den Bern Harbin, die aus Graubündten viel besuchte und kunstvoll angelegte Straße (6170') nach Chiavenna über den Splügen, aus Tyrol die über das Bormser Joch und die (4350') über den Brenner. In den Ostalpen ist noch von Wien nach Italien die Straße (3120') über den Somme» ring zu erwähnen, über dessen Rücken der menschliche Scharf- sinn jetzt eine Eisenbahn kunstvoll angelegt hat. Außerdem gibt es noch eine Menge Saumwege, die zwi- schen den hohen und steilen Jochen und Gebirgssätteln, den gefährlichen Abgründen, Gletschern und Schneeftürzen nur für Menschen oder für den sichern Tritt der Saumrosse oder Maulthiere gangbar gemacht worden sind. „Denn im Nebel sucht das Maulthier seinen Weg." Am bekanntesten find von diesen Saumwegen der, welcher über das Grimseljoch und welcher über den (6800') hohen Gemmipaß führt. Letzterer ist ein sehr steiler und schauer- lich öder Weg, ohne Gasthaus unterwegs. Nur eine Senner- hütte, Schwaribach genannt, findet sich, welche dadurch bekannt ist, daß Zacharias Werner (geb. 1768) sein Trauerspiel „der 24fte Februar" darin spielen läßt. Die ältesten Bewohner der Alpenländer, die uns be- kannt sind, waren die Rhätier. Sie wohnten anfangs an der Südseite des Hochgebirgs nach Italien hinein und wa- ren ein Volk, was nicht zum deutschen Stamme gehörte, und was seine eigene Sprache hatte. Von einem Schwar- me wandernder Gallier (Kelten) aus ihrem Besitze ver- drängt, flüchteten sie sich aus ihren fruchtbaren Gauen in die unwirklichen Thäler des Gebirges und behaupteten sich dort mit einem ärmlichen Leben. Als das römische Volk mächtiger wurde, zwang es auch in Oberitalien die Gallier zum Gehorsam, und seine Legionen drangen über die Alpen- Pässe und wurden trotz aller tapfern Gegenwehr der Alpen-- bewohner Herrn aller Thäler und streckten ihre Herrschaft bis an die Donau aus. Sie schlugen an ^>en Flüssen feste Lager auf, um welche sich Städte ansiedelten. Doch weiter als bis zur Donau vermochten sie nicht vorzudringen, denn die Deutschen widerstanden kräftig, ja sie überwältigten mit der Zeit sogar die römischen Grenzfesten an dem Rheine wie an der Donau, legten die von den Römern angelegten Städte in Schutt und Asche, schlugen oder vertrieben die römischen Heere. Und als die große Völkerwanderung (von 375—573) anbrach , wurde die römische Herrschaft gänzlich erschüttert. Es gründeten in Gallien die Franken, in England die

7. Erdkunde von Deutschland und seinen Nachbarländern - S. 150

1852 - Jena : Döbereiner und Schreiber
150 Sachsen und Angeln Reiche, die Westgothen zogen nach Spanien, die Ostgothen und später die Langobar- den nach Italien. Die Südseite der Alpen war daher lon- gobardisch, die Westseite an der Rhone burgundisch, das Hochrhein- und Neckargebiet gehörte den Allemannen oder Schwaben. Zn der ungeheuern Anzahl von riesigen Bergen und Hoch- rücken der Alpen lassen sich mehrere Hauptketten unterscheiden. Man theilt das ganze Kettensystem der Alpen zur leichtern Uebersicht in drei Hauptgebirgsmassen: in die westlichen (französischen), die mittlern (schweizerischen) und in die östlichen (deutschen) Alpen. Die West-Alpen, welche mit den Apenninen durch den Col Ardente in Verbindung stehen, beginnen von Nizza und reichen bis zum Mont Blanc (Weißberg 14,760'). Sie werden von S. nach N. in die von steilen, wilden und rei- ßenden Gebirgsbächen durchfurchten Meer- oder See alpen, in die schneereichen kottischen und in die grajisehen (grauen) Alpen getheilt. Die wichtigsten Pässe sind über den Col di Tenda (S. 148), über den Cenis (11,000') und den kleinen St. Bernhard. Dieser Alpenflügel hat nur wenige bedeutende Verzweigungen. Er ist der kleinste und schmälste, steht aber an Höhe der Berge und Pässe, wie an Wildheit und Erhabenheit den andern Ketten nicht nach. Er durchzieht die Gebirgslandschaften Provence und Nizza im S., Dau- phine' in der Mitte und dann Piemont und Savoyen im N. Er wird im W. vom Rhonethale, im O. aber von der lom- bardischen Ebene umgeben. Die Mittel- oder Central-Alpen, welche die süd- liche Grenze der Schweiz bilden, erstrecken sich vom Mont Blanc bis zum Groß-Glockner (11,800') oder zur Drei- herrnspitze (9500') zwischen den Quellen der Eisach, Drau und Salzach. Sie scheiden sich in die pennini- schen (Walliser), welche über den großen St. Bernhard bis zum Simplon (10,000'), in die lepontischen, wel- che von Simplon über den St. Gotthard bis zum Bern- hardin oder bis zum Splügen, und in die rhätischen Alpen, die von dem Bernhardin bis zum Groß-Glockner gehen. Der Montblanc in Savoyen an der westlichsten Ecke der Central - Alpen ist der Chimborazo Europas, denn er ist sein höchster Berg. Er steigt als steile Felspyramide em- por, die südlich senkrecht abfällt und daher keinen Schnee trägt, auf der Norbseite aber von ungeheuern Gletschern, deren man M zählt, von Schneefeldern und Abgründen umlagert ist. Sein Anblick ist erhaben, ha er über dem berühmten Thale

8. Erdkunde von Deutschland und seinen Nachbarländern - S. 151

1852 - Jena : Döbereiner und Schreiber
151 von Chamouni über 11,000 Fuß emporragt. Zum ersten Male wurde dieser Berqriese am 8. August 1786 von Dal- mat unter unsäglichen Mühseligkeiten und Gefahren bestiegen. Jetzt wird er öfters bestiegen, man braucht herauf und her- unter ungefähr vier Tage. Das Herz des ganzen Alpenlandes sind die leponti- schen Alpen. Inmitten dieser Kette liegt der St. Gott- hard, wo der Rhein entspringt. Er ist nicht ein einzelner Berg, sondern eine Gruppe hoher Felsgipfel, Zacken und Rüchen. Zwischeninne liegt ein Sattel, der zum Hauptwege aus Westdeutschland über die Alpenkette nach Italien dient, während fast rings um diese Einsenkung höhere Gipfel em- porstarren. Auf dieser durch öde, felsige Wildniß geführten Straße gehen nicht blos Esel und Saumrosse, sondern auch Wagen. Die von 1820 — 30 neuerbaute Straße wird viel besucht und jährlich von wenigstens 15,000 Reisenden über- schritten. Oben liegt ein Wirthshaus oder Hospizium, nicht fern davon liegen zwei Bergseeen. Aus dem einen nimmt die Reuß ihren Ursprung, welche nach R. fließt, aus dem andern fließt der Tessin, welcher sich nach S. herabstürzt. Der St. Gotthard ist als ein Gebirgsstock und Gebirgsknoten höchst merkwürdig, von dem aus überall hin Alpenzüge aus- strahlen und mächtige Gewässer ausströmen. Vom St. Gotthard gehen fünf große Ketten aus. Eine Kette geht S. W. zum Simplon, Mont Rosa u. s. w., die Walliser-Alpen, und trennt das Gebiet des Tessin von dem der Rhone; eine an- dere Kette, die Berner-Alpen, geht den Rücken der Grimsel entlang, zum Finsterahorn u. s. w., wodurch die Rhone von der Aar geschieden wird; die dritte Kette, die Vierwald- stätter-Alpen, trennt Aar und Reuß; die vierte Kette geht bis zum Septimer und legt sich zwischen Rhein und Tessin; die fünfte Kette, die Thur-Alpen, zieht zum Dödi hin und weiter zwischen Rhein und Reuß. An diese Kette des St. Gotthard schließen sich im O. des Rheins von den Oluellen der Inn bis zu denen der Iller noch die Algauer Berge als eine Dorkette an. Auf und am St. Gotthard entsprin- gen vier Ströme, Rhone, Tessin, Rhein und Reuß und nicht fern davon die Aar. Richt bloß auf der Nord-, auch auf der Südseite der Hauptkette treten zahlreiche Vorketten, aber erst östlich vom Thale der Adda als selbstständige Gebirgsgruppen auf. Im S. laufen von den rhätischen Alpen zwei Vorketten, von der Dreiherrn - Spitze gegen S. W. die Tridentiner- und im S. der obern Adda und im W. der obern Etsch die Ortles-Alpen aus. Der 12,000 Fuß hohe Ortles, welcher ziemlich nahe an der Hauptkette liegt, erhebt sich in

9. Erdkunde von Deutschland und seinen Nachbarländern - S. 152

1852 - Jena : Döbereiner und Schreiber
öder Gegend, das Ende der Welt genannt, wie eine drei- eckige Pyramide. ^ An seinen Gletschern vorbei führt aus Tyrol nach Bormio (Worms) in die Lombardei eine pracht- volle, aber auch kostbare Kunststraße. Dieses Stilfser oder Wormser Joch ist die höchste fahrbare Straße Europas; sie steigt aus Tyrol 8600 Fuß hoch in 22 Windungen und fällt in 38 dergleichen nach Italien herab, hat dabei Gallerten und Zufluchtshäuser. Sie ist mit Besiegung unendlicher Schwie- rigkeiten in den Jahren 1820 — 25 von der östreichischen Re- gierung erbaut worden. Zu ihrer Seite liegt das majestäti- sche Haupt des Ortles. Die Central-Alpen und ihre Vorketten sind im N. und S. durch zahlreiche Alpenseeen ausgezeichnet. Am Fuße der Mittel-Alpen besonders lagert sich an den Mündungen lang- gestreckter Längenthäler eine Reihe von bedeutenden Seen, während die hochgelegenen oder eigentlichen Alpenseen nur von geringem Umfange sind. Zu den erstem gehören vornehmlich im S. der lange See (Lago maggiore), der See von Como (Lago di Como), von Jseo (Lago d’ Iseo) und von Garda (Lago di Garda). Auch auf der Nordseite des Hauptkammes erblicken wir die Bildung von breiten Seespie- geln. Zu ihnen gehören der Bodensee, der Vierwald- stätter-, Zürcher-, Thuner-, Neuenburger-See u. a. Der Ostflügel der Alpen zerspaltet sich in einen nord- östlichen und einen südöstlichen Zweig. Die Kette des nord- östlichen Flügels, dessen Hauptmasse gewöhnlich die nori- schen Alpen genannt wird, und auf deutschem Boden sich findet, geht von der Dreiherrnspitze aus, nimmt nach O. immer mehr an Breite, Zerspaltenheit zu und hat einen grö- ßeren Reichthum von Ketten als die vorigen Abtheilungen. Als Hauptkette der Ost-Alpen, als Mittelpunkt erscheinen die sogenannten Tauern mit dem Groß-Glockner, und unter verschiedenen Namen, wie salzburger, steirische, östreichische Alpen, Leitha-Gebirge, Bakony Wald, setzt dieser Alpenflügel sich ostwärts bis zu den Ebenen Ungarns und bis an die Donau in vielen Verzweigungen und Aus- läufern fort. Die Thäler haben meist breite und manchmal sumpfige Ausgänge, es fehlen die früher erwähnten Seebecken. Als ein südöstlicher Seitenflügel, als eine vorgelagerte und verzweigte Gruppe, welche die Scheidewand zwischen Deutsch- land und Italien bildet, sind im S. der Dreiherrnspitze bis zum Terglou die kärnischen- und julischen- oder Krai- ner-Alpen zu betrachten, welche bis zum Golfe von Fiume am adriatischcn Meere hinstreichen, wo sich, ähnlich wie beim Westflügel der Apennin, das dalmatische Kettengebirge an das Alpensystem anschließt. Dieft julischen Alpen bestehen aus

10. Erdkunde von Deutschland und seinen Nachbarländern - S. 153

1852 - Jena : Döbereiner und Schreiber
153 hellweißem Kalke, der stark verwittert und deshalb voll vo» Versenkungen, Höhlen, Trichtern und unterirdischen Kanälen ist, in welchen sich die Gewässer oft verlieren und später wie- der hervorbrechen. Vorgelagert ist im S. nach dem adriati- schen Meere zu der Karst, ein unfruchtbares, ödes, zerspalte- nes und zerrissenes Kalkbergland. Die höchste Spitze in den Ostalpen ist der Terglou (9040') an der Sauquelle, und von den Pässen ist der Sömmering der wichtigste (S. 149). Nicht der ganze große Alpenzug umlagert das Rhein- gebiet, nur die Mittel-Alpen vom Septimer bis zu den Diablerets machen die Südgrenze aus und bilden zwischen dem rheinischen Hochlande und zwischen dem obern Rhone- und dem Pogebiete die Scheidewand. Geht die östliche und südliche Begrenzung des Rheinge- bietes bis zum St. Gotthard und scheidet von Weser, Do- nau, Po und ihren Zuflüssen, so beginnt von dortaus auch die westliche Wasserscheide und trennt den Rhein außer dem Pogebiete von dem Rhone- und Seinegebiete. Die Gebirgs- züge, auf welchen die Wasserscheide hinläuft, sind außer den Berner-Alpen (S. 151) und den niedern Höhen um den Genfer-See herum der Iura, die Vogesen, das hügeligte Hochland von Langres, die Argonnen, der Ardenner- wald und die Mar tins Hügel. Der Iura erstreckt sich vom großen Durchbruche der Rhone, südwestlich des Genferseees 40 Meilen nach N. O. gegen den Einfluß der Aar in den Rhein hin, und wo sein Zug mächtig beginnt, ist er sichtlich durch das tiefe Rhone- thal von den Alpen abgesondert. Denn um die Nordseite des Genferseees zieht keine Alpenkette, sondern nur ein sanftes Gehügel, wovon man kaum sagen kann, daß es die Alpen mit dem Jura verbindet. Der Jura, theilweise auch Leberberg genannt, bildet die westliche Grenze von der Schweiz, ist ungefähr 12 Stunden breit und hat häufig einförmige Kamm- höhen von beinahe stets gleicher Höhe (2 — 3000') mit weni- gen meist gerundeten Gipfeln. In ihm gibt es viele Längen- und unzählige, schmale, schluchtenförmige Querthäler. 'Die bedeutendsten Kuppen sind die Dole (5170'), der Moles- son (6230'), der Mont Chasseron am See von Neuf- chatel und der M. Chasserai (4960') am Vieler See, der Weiß en st ein (3950') bei Solothurn, die durch ihre Aus- sicht auf die Hochalpen berühmten Spitzen des Röt hi und der Hasenmatt (5400'), der Recület und der Mont Terrible. Die Flüsse, welche dem Jura entströmen, sind der Doubs, die Orbe, Birs und Elsässer Jll. Der Jura ist viel weniger wasserreich als die Alpen. Das vor- herrschende Gestein ist ein zerklüftetes Kalkgebilde, das man
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TM Hauptwörter (200)200

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